Heiterkeit
Die Heiterkeit, sie ist vergänglich,
Manchmal ist sie wie ein Schatten ihrer selbst,
Verschwindet wieder unumgänglich,
Macht Platz dem schwarzen Fels.
Die Seele ruht im Schlaf und wartet,
Bis der Weckruf ihrer kommt,
Bis die Sonne wieder ermattet,
Ihr Antlitz voller Wonne sonnt.
Erklommen scheint der Gipfel der Müh,
Und heller Risse der Verstand,
Doch verschwindet sie im Nu,
Die Heiterkeit im Niemalswiedersehenland.
Die Dunkelheit sie kommt,
Und Nichts ist da.
Zärtlichkeit
Neben mir liegst Du ganz entblößt,
Deine Haut liegt an meiner,
Ich höre wie Dein Atmen stößt,
Wie ein Schmetterling, nur feiner.
Die Herzen schlagen,
Und ich warte bis sich ein Reim ergibt,
Bis es unsere Körper wagen,
Bis die Einsamkeit uns vergisst.
Eines Tages ist es vorbei,
Einer von uns, einer wird gehen,
Doch in meinem Herzen wirst du nie vergehen,
Meine liebe Lorelei.
Meer
Das Meer fließt dahin mit Ruhe und Bedacht,
Nichts stört sein Wesen,
Auch nicht das Schiff, das kernt macht,
Oder die Menschen, die nicht mehr gewesen.
Schreie verhallen, das Boot nicht zu sehen,
Nichts, außer das ungestörte Vergehen.
Und Tage später, die Schreie blieben ungehört,
Kommt dem Leichenteppich eine Fregatte näher,
Eine Soldatin hilft bei der Bergung ungestört,
Und Fleisch löst sich von den Knochen umher.
Niemand kennt diese Leute in unserem Land,
Nirgendwo waren sie willkommen.
So fließt dahin das warme Meer,
Und niemand schreit: «Nimmermehr!»
Liebe
Gehen lassen, die du liebst,
Gehen lassen, die du liebst,
Gehen lassen, die du liebst…
Es so schwer.
Gegangen sind die, die du liebtest.
Was schmerzlicher, mit dem Verlust zu leben,
Oder auf diesen zu warten, dem Tode ergeben?
Ich selbst habe keine Angst vor dem Tod,
Dies kann eine Erlösung sein in quälender Not,
Oder ich bin jung und der Tod ist so fern,
Deshalb habe ich ihn so leidlich gern.
Ist der Tod nicht das letzte Abenteuer?
Ich weiß, das ist nicht jedem geheuer,
Jedoch gibt es so wenig Mysterien in unserer Welt,
Und der Tod ist die letzte Wahrheit. Der Vorhang fällt.
So schwer ist es für mich zu sehen,
Wie die, die ich liebe, vergehen,
Die mein Leben lang die meinigen waren,
Ich schäme mich, Ihnen in ihren letzten Jahren,
Nicht das Gleiche zu geben, sondern zu Leben in Angst,
Vor dem letzten Verlust, dem letzten Todestanz.
Niemand mehr zu haben, den du dein Blut nennen kannst…
Das ist das Schlimmste, egal was du sagst.
Sankt Petersburg
Nichts als Qualen hast du mir gebracht,
Du und deine verfaulte Venedig-Pracht,
In dir geschehen unfassbare Verbrechen,
Grausame Leute, die sich gegenseitig knechten.
Meinen Stiefvater hast auf dem Gewissen,
Dich und deine Jugendbanden will ich nicht missen,
Vergangen ist die frühere Ruhe,
Für deine Toten gibt’s nicht mal eine Gefriertruhe.
Straßenkinder spielen im Hof,
Alte und kranke ersticken in Not,
Ich hasse dich für alles das,
Auf deine Grausamkeit ist immer Verlass.
Vater
Ich sah Dich, nie, ich hörte nie Deine Stimme,
Nur ein kleines Foto, das ist mir geblieben,
Umarmt habe ich Dich auch nie,
So ist sie nun mal unsere Historie,
Mein Leben sollte ohne Dich stattfinden,
Das hatte ich gefühlt, so war das Empfinden,
Dann hörte ich, dass Du nicht mehr lebst,
Verschwunden der Hoffnung der klägliche Rest,
Nur die Leere, sie ist mir geblieben,
Soll ich Dich hassen oder doch noch lieben?
Du bist mein Erzeuger und auch nichts weiter?
Ist das Deine Schuld oder war sie der Verleiter?
Auf all diese Fragen werde ich nie eine Antwort hören,
Schwanken die Gefühle zwischen dem Nichts und vergeben wollen,
Ich weiß nicht, was ich jetzt fühlen soll,
Ich denke, da ist ein mächtig Groll.
Doch ich liebe Dich, das meine Pflicht,
Egal ob kenne ich Dich oder nicht,
Denn verachte ich Dich,
So verachte ich mich,
Und seinen Vater und Mutter zu ehren,
Das sagen alle heiligen Lehren,
Und Liebe steht über allem,
Vergönnen soll man sie keinem,
Und wenn ich tot bin, so seh’ ich Dich wieder,
So ist mir der Tod geringer zuwider.
Mir lief nur eine Träne herunter, als ich rief,
Ruhe in Frieden und schlafe ganz tief!